Uns geht’s den Umständen entsprechend sehr gut. Wir haben es prima getroffen….
„Take care and stay healthy!“ ist seit dem 26.03.20 die gängige Verabschiedung hier in Neuseeland.
Die TV-Ansagen beten ein „Stay in your own bubble!“ hoch und runter. Auch hier ist das Covid19 angekommen und die Welt steht still. Zumindest stiller als vorher.
Leider ist meine Schwester erkrankt und es zog mich zuvor für 4 Wochen wieder nach Hause, um sie zu unterstützen. So kam es , das ich nun das 3. Mal dieses Jahr die lange Strecke von Kontinent zu Kontinent geflogen bin.Ich konnte am 16.März 2020 noch meinen Rückflug nach Neuseeland antreten, kurz bevor die Grenzen geschlossen wurden und dort ebenfalls am 26.3.20 der „Lockdown“ stattfand.
Meine Rückkehr aufs Boot und zu Gorm haben wir gebührend gefeiert. Gorm holt mich vom Flughafen ab und nach einer Stunde Fahrt sind wir schnell in Gulf Harbour angekommen und genießen einen schöne Abend an Bord.
Das frische Grün von NICA tut sein Übriges , das ich froh bin nach der lange Reise wieder in unser „home-green-home“ zurückzukehren.
Gorm war zwischenzeitlich viel reisen, aber dennoch sind einige Dinge von der Arbeitsliste verschwunden. Unsere Fenster lassen sich wieder dimmen, die Segel und die Autopiloten sind wieder eingebaut. Uuuund, das Schiff ist bei meiner Ankunft tippitoppi sauber. Gorm hat also alles im Griff. ;o)
Dieses Jahr sollte es eigentlich in den Pazifik gehen. Geplant war Tonga, die Lau-Group Fijis, die Vulkaninsel Vanuatu und Neukaledonien, um dann im November in Sydney anzukommen. Wir haben uns wieder in einer Cruising Rallye angemeldet, weil es einfach viel Spaß macht in einer Flotte zu segeln. Ganz nebenbei hat man einige Vorteile, was die Einklarierungen in nicht üblichen Häfen anbetrifft.
Nun sollte es erstmal alles anders kommen. Am kommenden Tag nach meiner Rückkehr meldet wir mich zur „Selfisolation“ bei der Marina an. (Ich war aus Übersee in Neuseeland eingereist und habe die Isolation auf NICA eingeplant.) Diese hatten auf Grund der aufkeimenden Covid-19-Krise schon Regeln in der Marina aufgestellt. Und die erlaubten uns keinen Aufenthalt auf dem Boot während der 14-tägigen Quarantäne. Das ist nachvollziehbar, weil man gemeinschaftliche Sanitär- und Steganlagen benutzt. Nun gut, also ging es auf die Suche nach einer Bleibe, die wir im 8km entfernten Manly fanden. Troy, der Betreiber einer Apartmentanlage, nahm uns auf. Das ist zu dieser Zeit nicht selbstverständlich, da viele Hotels ihre Türen schlossen.
Blick von der Terrasse Whangaparaoa Lodge Kleine Manly Beach
Unsere Tage verliefen mittelmässig schnell, lach….
Aufstehen – Morgenrunde – Frühstück – Tagesschau und News Neuseeland anschauen – Lesen/ Sonne genießen/ Laptop bearbeiten ;o). – Nachmittagskaffee genießen – Abendrunde drehen und das Abendessen vorbereiten. Den Einkauf hat Troy für uns übernommen. Somit geht diese Zeit auch vorüber. Es gibt zwar weitere Europäer im Hause, aber auch für die gilt Abstand halten. So ergibt sich der ein oder andere SmallTalk, aber eine nur sehr begrenzte Kontaktaufnahme. Da Troy seine Mitarbeiter nach Hause geschickt hat, erledigen wir unsere Putzangelegenheiten selbst. In der Krise ist alles möglich und Troy versorgt uns alle vorbildlich.
Währenddessen hat sich die Welt rasend um uns herum verändert. Nachdem Europa schon erschreckende Zahlen an Corona erkrankten Menschen beklagt, gehen auch die Zahlen in Neuseeland hoch. Zunächst durch aus Übersee einreisende Neuseeländer. Auch ich musste bei meiner Einreise am Flughafen eine Karte ausfüllen und meinen geplanten Aufenthaltsort für meine Selbstisolation benennen. Auch wurde man auf Krankheitssymptome befragt.
Wir verfolgen stetig die Nachrichten und sind positiv angetan vom Vorgehen der neuseeländischen Regierung. Die Regierungschefin Jarcinda Ardern geht mit ihrem Stab sehr strategisch und aktiv, die sich stetig veränderte Sachlage an.
Gorm und ich diskutieren, die für uns sicherlich auch nicht leicht einzuschätzende Lage und kommen zum Entschluss uns einen Flug zu buchen, um doch noch nach Hause zu kommen. Es gab viele Gründe nach Hause zu fliegen, aber einige in Neuseeland zu bleiben und die Zeit auszusitzen. Letztendlich wird uns die Entscheidung abgenommen, da die Airline den Flug absagt.
Zu dem Zeitpunkt ist nicht klar, ob es deutsche Rückholflüge für in Neuseeland gestrandete Urlauber geben wird. Zwei Tage später findet ein erster Rückholflug statt. Folgende Rückholaktionen werden zunächst seitens der neuseeländischen Regierung verhindert, da die Reisenden sich im ganzen Land verteilt befinden und es zu vielen Überschreitungen des Reiseverbots kommen würde.
Heute nun , am 1.April, gibt es die Aufforderung seitens der deutschen Botschaft in Wellington, dass man sich differenziert auf der Webseite für eine Rückholaktion äußern soll, wo man sich befindet und welche Art der Erreichbarkeit zu Flughäfen bestünde.
Gorm und ich diskutieren nochmals über die Möglichkeit zurück zu fliegen. Inzwischen haben wir ein Haus, fussläufig zur Marina gemietet, welches uns die Sicherheit gibt unsere Zeit komfortabel und „in our own bubble“ abzuwarten. Ein Flug würde bedeuten über ein oder zwei Flughäfen und jede Menge enge Kontakten zu anderen Reisenden in Kauf zu nehmen. Wir entscheiden uns dagegen, da wir zu Hause zwar gut aufgehoben wären, aber die Reise ein hohes Risiko birgt sich anzustecken. Puh, noch ein Tag und dann ziehen wir um. Das sind keine leichten Entscheidungen und wir sind froh, zwischen so guten Perspektiven wählen zu können.
Anders sieht das im Pazifikraum aus. Es gibt eine Menge Berichte aus dem Internet, wie es anderen Seglern ergeht.
In Spanien darf niemand von Bord. In den Marquesas haben die ankommenden Boote (nach 3000sm!) laut Angaben von Seglern vor Ort, die Möglichkeit sich Lebensmittel zu besorgen, müssen aber ansonsten an Bord bleiben. Dazu werden sie gebeten das Boot am Ankerplatz zu lassen und die Heimreise per Flieger anzutreten (als es noch ging).
In der Karibik bilden sich gerade Flotten von europäischen Booten, die gemeinsam nach Hause segeln wollen. Die Sturmsaison beginnt dort und es darf keiner an Land. Gerade über den Atlantik angereist versuchen sie jetzt einen Weg über die Nordroute an den Bermudas vorbei, über die Azoren nach Europa zu gelangen. Alle weiteren Routen, wie diese auch, sind kein Spaß, da es entweder sehr wenig Wind (viel Dieselverbrauch) oder sehr viel Wind gibt. Teilweise versuchen die Familienboote ihre Kinder mit Reisenden per Flug nach Hause zu schicken, um gleichzeitig zu versuchen noch neue Crew-Mitglieder für die lange Rückreise zu finden. Eine Anfrage bei der Bundesregierung für ein Begleitschiff der Marine ist leider verneint worden. Es stünde kein passendes Schiff zur Verfügung. Zudem kann man sich gewiss sein, das kein Land oder Insel einen anlanden lässt. Die große Frage, die sich allen stellt “ Was ist im Seenotfall?“ und „Wie groß ist unser Risiko, das wir eingehen?“. In Seenotfällen ist es geregelt, dass man Häfen zur Behebung des Seenotfalls, zum Proviantieren aufsuchen kann, dann aber auch weiter segeln muss.Hier ist das Segeln auch verboten, es gilt die Rettungskräfte keinem unnötigen Risiko auszusetzen.
Wir sind froh, hier eine sichere Bleibe zu haben und hoffen, das sich alle Menschen, Freunde und Familienmitglieder nicht anstecken. Hoffentlich gibt es bald zumindest eine Aussicht auf Hilfe durch eine Impfung. Keiner weiß, wen es schlimm erwischt und wessen Immunsystem dem Virus gewachsen ist. Wir wünschen Euch allen alles, alles Gute und Gesundheit!!
„Take care and stay healthy!!“
Ein kleine Bildergalerie soll positiv stimmen. Die Bilder stammen entweder von unseren Wanderungen im Shakespeare Naturpark (als er noch offen war) oder von unseren Runden, die wir in der Nachbarschaft unseres Apartments unternommen haben.
Ganz herzliche und sonnige Grüße aus Neuseeland
Whangaparaoa/ Manly Area
Maren & Gorm
Hallo Ihr Lieben,
die Variante, die ihr mehr oder weniger freiwillig gewählt habt, klingt gut.
Wir waren in Kuba und wollten weitersegeln, wurden im Hafen festgesetzt und sollten den Hafen in kürzester Zeit verlassen. Die Touristen wurden in staatlichen Hotels gesammelt, wir blieben auf dem Schiff ( wir waren sowieso das einzige Schiff im Hafen) und wurden nach ein paar Tagen, bevor die Rückholaktion für uns startete, von der Hafenleitung in ein Taxi nach Havanna gesetzt. Es gab keinen Flug nach Deutschland, keine Infos, kein Internet. Schlussendlich sind wir über Paris nach einer Odyssee in Neustadt ( an der Weinstraße ) angekommen. Jetzt warten wir ab und bleiben weitgehend zu Hause, kümmern uns um Haus und Hof, der Frühling hält hier Einzug und wir sind froh, hier zu sein.
herzliche Grüße und eine schöne Zeit in Neuseeland von Angelika und Dieter, SY Joanda