Schon am Samstag fand das grosse Skippermeeting statt. Die Skipper bekommen ihre letzten Segelanweisungen und Wetterberichte. Es wird auf örtliche Windbedingungen hingewiesen. Die Windsituationen sind unter Land immer sehr unterschiedlich. Dafür sind die Kanaren bekannt.
Um von den Kanaren nach St. Lucia zu segeln gibt es die nördliche oder die südliche Route. Auf beiden ist der Passat zu finden. Allerdings ist schon seit Tagen klar, das sich die südliche Route als die bessere in diesem Jahr zeigt. Man kann mit 15-20 Knoten Wind und bis zu 25 Knoten in Böen rechnen. Da freuen sich alle drauf.
Bevor es aber losgeht wird Samstag noch schnell das Unterwasserschiff gesäubert. Leider dürfen die hiesigen Tauchschulen diese Dienstleistung nicht mehr anbieten. Dass ist schade, denn die professionelle Reinigung lassen sich die grossen Unternehmen gut bezahlen. Was bei den Tauchschulen 140,- kostet, kostet bei den Profis 850,- bis 1000,- Euro.Jörg und Hauke erklären sich bereit es selbst zu machen. Ein grosser Dank an die beiden. Denn alle wollen nicht wegen Seepocken oder anderen Algenbewuchs langsam segeln.
Ein gemeinsames Schlemmen im Restaurant am Hafen mit Blick auf die teilnehmenden Boote runden den Tag ab. Sonntagmorgen gibt es noch ein Geburtstagsfrühstück für Ole. Den wollen wir doch nicht unteren Tisch fallen lassen. Es gibt Geburtstagsgeschenke und ein Ständchen. Und hoffentlich bringt uns das Geburtstagskind Glück.
Duschen, Schiff klarieren, den anderen Crews viel Glück wünschen und Verabschiedung von Gorm-Eilif und Lisa. Dann sind wir bereit zum Ablegen.
Es ist soweit. Startschuss um 1245h für die Racing Division. Ca. 30 Yachten nehmen daran teil. Vor uns sind die Katamarane gestartet. Nach uns folgt das grosse Feld der Cruisingteilnehmer. Bis auf die Racing Division dürfen alle unterwegs den Motor anschmeissen. Die Crews die sich für das Race entschieden haben dürfen nach dem Reglement keinen Motor benutzen. Das hiesse bei Flaute das man sich treiben lässt und auf Wind warten muss. Jeder Hauch von Wind wird dann sehnlichst erwartet um mit einem leichten Segel in das nächste Windfeld zu kommen.
Das soll aber nicht unser Problem sein, denn seitdem wir gestartet setzen sich die angesagten 15 bis 20 Knoten durch. Beim Start haben wir uns entschieden einen Schlag raus zu machen. Und direkt unter die afrikanische Küste zu gehen. Leider war das nicht die beste Entscheidung, denn so fahren wir unserem grössten Gegner von Anfang hinterher. „The Kid“ von Jean-Pierre Dick ist ein schnelles Schiff und wird mit 5 Crewbesatzung gesegelt. Unser grosser Nachteil ist, das NICA für ihre Weltumsegelung natürlich schon viel Gepäck verstaut hat. Sie lässt sich lebendig segeln, kann aber leider nicht ihre volle Agilität zeigen. Das ist bei den anderen Gegnern anders. Diese werden meist leer gesegelt. Weitere Gegner sind eine Farr 52/Godspeed und die Anna mit 53 Fuß. In den ersten zwei Tagen können wir immer nochmal andere Yachten sehen. Ab dem 3. Tag segeln wir ziemlich alleine. Außer ein paar grossen Containerschiffen und Frachtern sind wir allein im weiten Ozean.
Aber…wir haben ja uns. Schnell ergibt sich ein passender Bordalltag. Wir haben drei Wachgänge. Wache, Stand by und Freiwache. Am Tag dauert die Wache 4 Stunden. In der Nacht 3 Stunden.
Zu essen haben wir reichlich Tütenfutter und vorgekochtes, sterilisiertes Essen aus der Tüte. Diese haben wir in Lorient bei Lyophilise bestellt. Man benötigt lediglich Wasser zur Zubereitung. Das ist bei den Wellen hier sehr hilfreich.
Ergänzend gibt es Obst und Gemüse. Zumindest in der ersten Woche ist das eine willkommene Abwechslung. Die Tüten schmecken teilweise erstaunlich gut und wir verteilen Sternchen für die gelungensten Kompositionen. Wir wissen aber auch, welche wir in Zukunft nicht mehr bestellen werden.
Segeln, essen, schlafen. Das ist ein Rhythmus, den alle Segler lieben. Unsere Crew ist nach Tag 4 zu einer Mannschaft geworden und die Stimmung ist wirklich prima.
Die grosse Herausforderung sind die verschiedenen Wellen und Wellenhöhen. Sie fordern uns und NICA ordentlich heraus. Das Segeln ist jedenfalls nicht langweilig. In den ersten zwei Tagen hatten wir Champagnersegeln. Über Tag herrlich Sonne und guten Wind. Am Abend steigert sich der Wind meist auf 20 Knoten, so das konzentriert gesteuert werden muss.
Alle haben ein grosse Lächeln im Gesicht und der Wettkampf um den schnellsten Steuermann des Tages ist entfacht. Im Moment liegt der Highscore an zwei Tagen bei 20,4 Knoten Speed.
In der zweiten Nacht kreuzte die grosse „OZ“, eine alte Imoca 60 unseren Weg. Leider hatte sie kein AIS an und wir bekamen keinen Funkkontakt mit der Crew zustande. Erschreckend, denn man muss davon ausgehen, das die Crew geschlafen hat.
An Tag 4 lösen wir uns allmählich von der afrikanischen Küste und lassen die Kapverden links von uns liegen. Es geht raus auf den grossen Schlag über den Atlantik. Die Wellen haben sich noch einmal deutlich verändert. Sie sind lang und hoch mit querlaufendem Schwell und Nica kitzelt es manchmal aus dem Ruder zu laufen, wenn eine solche Welle sie mitnimmt. Nica wird ständig gesteuert und das Groß und der Gennaker werden immer immer mitgefahren.
Technisch ist es tricky den Wassermacher in Gang zu halten. Er gibt seine Arbeit sofort auf, wenn er Luft zieht. Eine schöne Beschäftigung für die Standby-Crew. Ebenso mag er keine Halsen während er läuft. Das ausgeklügelte Wassersystem bei Nica ist aber ansonsten gelungen. Nur die Physik der Kränkung macht es der Technik manchmal schwer.
Toiletten laufen, das Navigerät und der Bordcomputer liefern uns ständig neue Daten. Was will man mehr. Guten Dienst machen auch die beiden Stromerzeuger von Watt&Sea. Sie erzeugen kontinuierlich 12 bis 15 Amphere/Stunde. Das reicht aus, um den normalen Bordbetrieb zu versorgen.
Der neue Gennaker von Faber&Münker zieht uns in die Karibik. Nur einmal mussten wir reffen oder den kleineren Gennaker rausholen. Die Halsen werden mehr und mehr zur Routine. Alle Segel sind bis jetzt heil geblieben. Es löpt.. wie der Norddeutsche sagen würde.
Beste Grüße von der NICA-Crew