Suwarrow, die kleine Insel im Nirgendwo

Viereinhalb Tage haben wir für unseren Segeltörn nach Suwarrow gebraucht. Das war sehr lang, denn der Wind ließ uns im Stich. So viele Motorstunden haben wir noch nie benötigt und der Dieseltank leerte sich zusehends. Das hatten wir uns anders vorgestellt.

Dazu querten zahlreiche Squalls unseren Weg. Da heißt es aufmerksam sein. Die nächtlichen Wachen teilten wir wieder zu je 3 Stunden ein. Damit kommen wir gut klar und bekommen in normalen Nächten genügend Schlaf. 

Belohnt werden wir mit einem Atoll, welches so klares Wasser hat, das wir als erstes Schnorcheln gehen. Die Abkühlung tut gut und schon bei Ankunft begrüßen uns die freundlichen Riffhaie und umrunden unser Boot. Hier scheint die Welt still zu stehen. Die kleine Insel wird laut Inselführer ein halbes Jahr von Harry bewohnt. Harry kümmert sich um die Einhaltung der vielen Regeln. Fauna und Habitat müssen geschützt werden. Dafür gibt es ein riesengroßes Schild am Strand. Dieser scheint aber noch nicht da zu sein und so wird die Insel von den Kindern „geentert„. Mit uns sind die ganzen Familienboote vor Ort und damit ca. 20 Kinder. Dazu gesellen sich die Kids eines Katamarans, die ebenfalls dort ankern.

Auf der Insel leben die roten Coconut-Crabs. Diese laufen in jeder Größe dort zwischen den Palmen. Und natürlich sind zahlreiche Mücken vorhanden. 

„SY Seaside„ hatte großes Anglerglück und hat einen 45kg Blue Marlin auf ihrem Törn aus dem Wasser gezogen. Dieser wird auf mehrere Boote aufgeteilt und abends gibt es eine gemeinsame Strandparty. Jedes Schiff hat ihren Teil des Blue Marlin anders zubereitet. So gibt es gebratenen Blue Marlin am Spieß und  Poisson de Cru in Zitrone mariniert und in Kokosnussmilch angerichtet. Außerdem panierte und gebratenen Fishwings. Ein paar Salate dazu und fertig ist ein unvergesslicher Abend.

An diesem Abend schlafen alle Kinder auf der Insel. Ausgestattet mit Zelten und Hängematten, Taschenlampen und Mückenspray. Das ist ein unvergessliches Erlebnis für alle. Kein Kind lässt sich abholen und die Gemeinschaft und Freundschaft hilft über die bangen Momente hinweg.

Am frühen Abend kommt ein „Piratenschiff“ im Atoll vorgefahren. Es sieht furchtbar rostig und alt aus. Es ist Ende Mai und wir vermuten, das Harry auf die Insel gebracht wird. Sicher sind wir aber nicht. 

Es steigen 5 gruselig aussehende Männer in einen Kahn, der sie an den Strand bringt. Mit ihnen und einigen weiteren Fahrten von Schiff zum Strand werden 3 Paletten und einige Ölfässer angelandet. Das stellt die Versorgung für Harry da, der die 6 kommenden Monaten über die Insel und die Einhaltung der vielen Regeln Wache halten wird. In den Reiseberichten anderer Yachten und Infos zu Suvaroww konnten wir schon über ihn lesen. Nun haben wir nun leibhaftig erlebt. Auch eine kleine Ankergebühr wird fällig. Die wird hier von der WorldARC bezahlt. Das hilft hoffentlich dieses kleine Einod an Südseeinsel zu erhalten.

Auf unseren Schnorcheltouren gemeinsam mit der Seaside-Crew werden wir mit einer intakten Unterwasserwelt belohnt. Herrliche Korallenriffe und sogenannte Bommies ziehen sich rundum ums Atoll. Im Pass schwimmen die Haie und eine große Schildkröte kreuzt unseren Weg. Entlang der Küstenlinie schwimmen viele bunte Rifffische. Die Farben der Fische und der Korallen vermischen sich zu einem wunderbaren Bild, welches sich in unsere Erinnerungen vom Blauwasserleben einprägen wird.

Abends wird gemeinsam auf den Booten gekocht und auch der ein oder andere Wein oder Rum läuft die Kehlen herunter. Wir alle genießen eine weitere schönste Insel unserer Weltumsegelung.

Jeden Tag kommen neue Boote herein und es wird langsam Zeit wieder aufzubrechen. Die sicheren und guten Ankerplätze müssen frei werden für die nächsten Besucher dieser wunderschönen kleinen Insel im Nirgendwo. Wer diesen Punkt auf der Landkarte sucht wird einen kleinen Punkt im Pazifischen Ozean anklicken und vergrößern. Was für ein Glück, das es zu frühen Zeiten Weltumsegler gab, die diese Insel gefunden haben.

Die Abfahrt nach Niue ist kurzweilig. Wir segeln noch eine lange Zeit am Außenriff entlang. Leider starten wir die ersten 10 Stunden mit Motor. Erst in den Abendstunden kommt segelbarer Wind auf. Der Schwell ist für meinen Magen unangenehm und wir nehmen nur eine leichte Mahlzeit ein. Gorm richtet uns einen Teller mit Cräcker und Käse an. Auch das runtergehen in die Küche ist in den ersten 1-2 Tagen ist und bleibt keine Lieblingstätigkeit von mir. Essen gegen das mulmige Gefühl in der Magengegend hilft oft. So auch diesen Abend. 

Auf dem Weg nach Niue – 500nm nach SW

Auch nach über 13.000 Seemeilen sind die ersten 1-3 Tage keine Wohlfühltage. Das ist aber nicht schlimm, denn richtige Seekrankheit habe ich schon lange nicht mehr gehabt. Und die wunderbaren Momente dieser langen Reise überwiegen alles Unwohlsein an Bord.

Unsere Fahrt dauert ca. 3 Tage und 520 Seemeilen. Leider kamen wir spät im Mooringfeld in Niue an und mussten im Dunkeln festmachen. Das ist das erste Mal und dank guter Taschenlampen und eigespielter Crew war das gut zu meistern.

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